Hamburg, im April 2004. Schön wäre es, wenn wir das Grillen erfunden hätte. Da ist uns jemand vor 300.000 Jahren zuvorgekommen. Bereits zu jener Zeit garten unsere Vorfahren ihr frisch erlegtes Jagdgut über dem offenen Feuer. Damit ist das Grillen eine der ältesten Methoden der Nahrungszubereitung. Das beweisen versteinerte Fleischreste, die Forscher in der Holzkohle alter Feuerstellen entdeckten.
Was die Grilltechnik angeht, waren schon unsere Urahnen äußerst erfinderisch: Argentinische Gauchos spannten aufgeklappte ganze Schafe, Ziegen oder Rinderteile auf ein Eisenkreuz und ließen sie sehr langsam über einem Bodenfeuer garen. Eine Methode, die argentinische Rinderhirten übrigens noch heute anwenden. In China und Frankreich entdeckten Forscher heiße Steine – die ältesten Grillstellen der Welt. Und die Römer verwendeten im 4. Jahrhundert bereits eigens angefertigte Grillroste.
Das Wort „Barbecue“ entstammt vermutlich dem Wortschatz eines haitianischen Indianerstammes und bedeutet „einen Fleischspieß über dem Feuer braten“. Kreolen brachten nicht nur den Begriff, sondern erstmals auch raffinierte Würzrezepte auf das amerikanische Festland. Lange Zeit wurde Fleisch ungewürzt gegessen. Noch heute ist die kreolische und „Cajun“ Küche der Südstaaten berühmt für ihre Schärfe. Eine andere Theorie besagt, dass französische Trapper im 17. Jahrhundert in Amerika ganze Bisons auf den Grill packten. Sie nannten das dann „Barbe-à-queue“: „vom Bart bis zum Schwanz“.
Außer Bisons standen damals Elche und Nashörner auf dem Speiseplan unserer Vorfahren. Und während bei den Ägyptern Hyänen und Krokodile als Delikatesse galten, goutierten die Römer bereits die ersten Bratwürste. Die ließen sie sich von Sklaven servieren, denn jahrhundertelang war das Grillen eine Domäne der Reichen. Das hatte vor allem ökonomische Gründe: Kaum jemand konnte sich teures Fleisch leisten. Und wer dazu in der Lage war, überlegte es sich dreimal, ob er das wertvolle Fett ins Feuer tropfen ließ.
In den USA erlangte das Grillen zur Zeit der großen Depression neue Popularität. George Stephen erfand 1951 den Kugelgrill und damit die indirekte Grillmethode, bei der das Fleisch in einem geschlossenen Grill langsam gar wird. Obwohl 1450 die Thüringer Rost-Bratwurst in Deutschland kreiert wurde, hielt sich die Begeisterung fürs Grillen jedoch hierzulande in Grenzen. Erst mit dem wirtschaftlichen Aufschwung nach dem Zweiten Weltkrieg schwappte die Kunst des Grillens auch nach Deutschland.