Die Lage vor 2021 sah ja so aus: Radio ist ungebrochen beliebt und Podcasts gewinnen seit Jahren stark. Gegen die vermeintliche Übermacht des Visuellen bleibt das Hören also präsent. Aber der Hype, den die App Clubhouse auslöste, kam dennoch mit Wucht.
In den Pop-up-Audio-Chatrooms der App treffen sich Politiker, Stars und Meinungsmacher mit Interessierten aller Couleur – und sind damit, so professionell sie auch agieren mögen, plötzlich viel privater, rausgelöst aus den ritualisierten TV-Gesprächsrunden, auf die sie sich seit Jahrzehnten trainiert haben. Vielleicht, analysierten manche Medien, war Corona der Beschleuniger der App, weil sie das Spontane, das die Kontaktbeschränkungen eliminiert hatten, zurückholte in unsere Leben. Auch Politiker reden offener. Und dafür, dass das nach hinten losgehen kann, lieferte Bodo Ramelow (Die Linke) ein erschreckendes – und entlarvendes – Beispiel, als er die Bundeskanzlerin „Merkelchen“ nannte. Ein Medium, das solche Einsichten liefert, ist wirklich neu. Und der Fauxpas ist ein guter Beleg dafür, dass nicht jeder Speaker der richtige Repräsentant für eine Marke, Partei oder Sache ist.
Er ist aber auch der Beweis, dass Clubhouse bei aller ungezwungenen und authentischen Kommunikation ohne „Masken“ ein öffentlicher Raum bleibt. Zwar verbieten die AGB es, Mitschnitte aufzuzeichnen und zu verbreiten, aber Transkripte und Tonaufnahmen sind schon aufgetaucht.
Hinter Clubhouse stecken Paul Davison und Rohan Seth, Ex-Pinterest- und Google-Mitarbeiter. Also vom Fach, und doch noch kreativ genug, um Dinge anders zu machen. Mit ihrer Innovation sind sie disruptiv nicht nur in der Aufmachung (keine Bilder, keine Kommentare, keine Likes), sondern vor allem in Sachen Verweildauer ihrer Nutzer: Mehrere Stunden am Tag gaben anfangs befragte User für ihren Clubhouse-Konsum an.
Die App ist also der neue Place to be, denn er bringt ein wenig Improvisiertheit in die Kommunikation, neben Nähe und echter Interaktion. Und: Es gibt einen wichtigen Unterschied zu Facebook und Insta, wo User einen Shitstorm nach einem Posting lostreten können. Hier kann sich jeder zu Wort melden – aber anders als ein verschriftlichter Comment bleibt das nicht unwidersprochen stehen, sondern jedem kann argumentativ begegnet werden; wer poltert, dem wird auch mal das Wort entzogen. Rooms, die uninteressant oder unkooperativ sind, werden zudem durch Nichtbeachtung abgestraft – nach dem Motto: „Stell dir vor, jemand will trollen – und keiner geht hin.“ Neu auch das Unmittelbare der Interaktion – wann stellt man selbst schon mal einem Bundestagsabgeordneten eine Frage?
Doch als Agentur galt unser Augenmerk bei ad publica schnell einem anderen Blickwinkel: Wie können wir Clubhouse außerhalb unserer Privatsphäre nutzen? Kann man Clubhouse für Public Relations einsetzen? Dass Politiker und Visionäre sowie Firmengründer ein Interesse an Öffentlichkeit und entsprechend einen Zulauf an Zuhörern haben würden, ist logisch. Aber gibt es für Clubhouse eine Nische im Marketing-Mix für viele? Das war die Frage, die wir uns schnell stellten. Die Antwort ist: ja, die gibt es. Aber es braucht eine Strategie, damit der Clubhouse-Auftritt erfolgreich gelingt.
Eine Clubhouse Strategie als Teil im Marketing-Mix haben wir schon erfolgreich für eine Kundin entworfen. Natürlich ist jeder Fall individuell, aber zum ersten Launch können wir so viel sagen:
ad publica Chief Digital Officer Jan-Philip Thie: „Zu einer guten Kommunikationsstrategie gehört auch die Selektion – man kann und sollte nicht jeden Hype mitmachen. Aber bei Clubhouse liegt unheimlich viel Potenzial für Öffentlichkeit über Persönlichkeiten. Es hat in Deutschland Tradition, an der Stelle Zurückhaltung zu üben – das Gros der Vorstandsvorsitzenden ist noch immer nicht in den Social Media anzutreffen. Aber hier könnten sie den Rahmen finden, in dem sie sich und ihre Ideale, Ziele und Ideen perfekt im Zusammenspiel mit Mitstreitern und Sparringspartnern sichtbar machen können.“
Sprechen Sie uns an: Mit uns finden Sie den Weg auf Clubhouse!